Auf den Spuren von Fellini: Eine Reise durch das Rimini des Meisters

Rimini ist die Stadt von Federico Fellini, ein Ort, der durch seine Filme weltberühmt wurde... auch wenn er hier nie einen einzigen Film gedreht hat. Dennoch ist die Stadt Rimini im Gedächtnis der Filmemacher geblieben, durch einige legendäre Ort wie den Hafen, den Strand, das Grand Hotel, Piazza Cavour und das Kino Fulgor unauslöschlich verankert.

 

Dieser Rundgang ist eine Erkundung von Rimini durch das Leben und die Augen dessen, der die Stadt berühmt gemacht hat.

Es lohnt sich, in der Via Dardanelli, jenseits der Bahnlinie auf der Meeresseite zu beginnen, um den Geburtsort von Fellini, das Gebäude mit der Hausnummer 10 zu entdecken, auch wenn seine Eltern schon bald danach ins Stadtzentrum umzogen.

Die Straße, die zum Strand führt und die Federico mehr als tausend Mal überquert hat, führt über den Viale Principe Amedeo bis zum Piazzale Federico Fellini, der vom Brunnen der vier Pferde beherrscht wird, der 1983 an seinem ursprünglichen Platz wieder aufgebaut wurde, wobei die Pferde des Denkmals von 1928 wieder aufgestellt und das große Becken rekonstruiert wurde, das 1954 abgerissen worden war.

 

Hinter dem Brunnen auf der linken Seite befindet sich das majestätische Grand Hotel mit seinem Park, der den Weg zum Meer ein ganzes Stück weit säumt.
Das zauberhafte Hotel, Symbol der Belle Epoche, fasziniert auch heute noch. Für Federico war es ein zentrales Element seiner Fantasie, beinahe ein Ausgangspunkt seiner phantastischen Jungendträume, als er sich in den großen und prunkvollen Salons sinnliche und raffinierte beim Tanzen Frauen vorstellte, und später ein Ort der Ankunft und des „guten Rückzugs“, als er nun ein etablierter Regisseur, immer in seinem Zimmer, Zimmer 315, übernachtete. Auch die Innenräume sind sehenswert, denn Ihre Salons verzaubern und bieten phantastische Bilder, die dazu einladen, die Atmosphäre vergangener Zeiten zu genießen, in denen Luxus und Verführung dominierten. Man sollte also die Terrasse besuchen und die Treppen hinuntersteigen, die zum Park führen, bevor man zur Strandpromenade geht. 

 

Bevor man den Strand erreicht, finden wir auf der rechten Seite Fellinia, den großen Fotoapparat von Ferrania, die diesen Ort seit den 40er Jahren prägt. Von hier aus kann man, sobald man den Strand erreicht hat, einen Blick auf das Meer werfen und die Wellen sehen, auf denen das Passagierschiff Rex segelte, das alle sehen wollten, wie der Regisseur in Amarcord erzählt, auch wenn es nur in seiner Fantasie existierte.

Am Viale Regina Elena entlang, vom Kanalhafen bis zur Piazza Marvelli kann man die Straßen mit den Namen von Fellinis Filmen leicht erkennen, und zwar sechsundzwanzig Straßen im Herzen von Marina di Rimini, die ebenso vielen seiner berühmten Filme und Drehbücher gewidmet sind. Im Wesentlichen eine einzigartige und bedeutsame Art und Weise, die Stadt mit der gesamten Filmografie des berühmten Regisseurs zu kennzeichnen. 

 

Nach einem kurzen Rast auf dem Piazzale Fellini empfehlen wir, zum Kanalhafen zu gehen, dem Winterziel der müßigen „Kälber“. Über den Hafenkanal zu wandern, ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis, das nie enttäuscht. Wenn wir zudem an die Worte Federicos denken, werden wir von Emotionen übermannt. „Heute Nacht habe ich vom Hafen von Rimini geträumt, der sich über einem angeschwollenen Meer öffnete, grün und bedrohlich wie eine Prärie, über der sich aufgeladene Wolken auf das Land zubewegten". Dies ist die Mole von Amarcord, mit den verblassten Formen der Fischerboote, den geisterhaften Segeln und dem vagen Schimmer des Wassers.

 

Unser Rundgang führt uns weiter zum Piazzale Marvelli (vormals Tripoli), der von der Kirche der Salesianer überragt wird, deren Bau Fellini miterlebt und die er einen ganzen Sommer lang besuchte, als ihn seine Eltern dorthin ins Halbinternat schickten.
Im Sommer herrscht rundherum ein ständiges Stimmengewirr und ein Gewusel von Touristen. Hier können wir uns einen jungen Federico vorstellen, der hinter den Mauern, die den Basketballplatz der Kirche begrenzten, darauf bedacht war, „die Rufe der freien Menschen, die mit einem Eis in der Hand herumliefen“ aufzunehmen.

 

Von der Marina bis zum Bahnhof, eine Metapher für jede Abreise, die dem Maestro sehr am Herzen lag, ist es kein weiter Weg. Fellini liebte es zusammen mit seinen Freunden die ankommenden und abfahrenden Züge zu beobachten und er schrieb: „Einmal sahen wir einen ganz blauen Zug. Das war der Schlafwagon. Ein Vorhang ging auf und es erschien ein Herr im Schlafanzug“.

 

Von hier aus erreicht man im Handumdrehen die Via Roma, wo man an der Hausnummer 41 auf das Haus von Titta trifft, dem Freund aus dem Gymnasium, aus dem später der bekannte Anwalt Benzi wurde, der für immer Federicos Freund blieb. Eine schöne Villa, umgeben von einem Garten, in der Titta mit seiner Familie lebte. Ein Haus, das Federico so gut kannte, dass es das des Protagonisten im Film Amarcord inspirierte, mit seinem knarrenden Tor und den Stufen vor der Eingangstür. Dasselbe Haus, das Tittas Großvater im Film wegen des Nebels nicht mehr finden konnte und bestürzt darüber nachdachte, dass er das Gefühl hatte, nirgendwo zu sein. Außen- und Innenräume, in denen sich die Geschichte einer typischen Familie der Romagna von gestern abspielt, wenn auch durch den Film.

 

Von der Via Roma geht der Spaziergang weiter in Richtung Tiberiobrücke und insbesondere zum Borgo di San Giuliano, einem der schönsten Orte der Stadt, die an Fellini erinnern. Es ist kein Zufall, dass hier Wandmalereien an den Häuserfassaden geschaffen wurden, die von Fellini und seiner Welt erzählen. Eine Ansammlung aus Ortsteilen, kleinen Plätzen und Sackgassen, in denen man die Atmosphäre vergangener Zeiten verspürt. Dieselbe, die man in den Anfangsszenen des Films Die Clowns wiederfindet, der genau hier in Rimini spielt. Hier haben sich die alten Tavernen in renommierte Restaurants verwandelt und die neu gestrichenen Häuser haben keine alten, schäbigen Mauern mehr. An diesen Häusern erscheinen jedoch Wandmalereien, die dazu beitragen, eine magische und stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen.

 

Vom Borgo aus erreicht man den Corso d’Augusto auf der Straße, über die die Autos der Mille Miglia rasten, und gleich danach, auf dem Weg ins Stadtzentrum, trifft man auf das historische Kino Fulgor, das nach fünfjähriger Renovierung und Restaurierung Rimini und seinen Einwohnern zurückgegeben wurde. Ein Ort Fellinis schlechthin, der einmal mehr den Mittelpunkt jeden poetischen und stimmungsvollen Rimini verkörpert, das Fellini so liebte und das in seinen Filmen präsent ist. Genau hier im Fulgor warf der Maestro einen Blick auf die Welt und lernte das amerikanische Kino kennen.

Der Brunnen Fontana della Pigna befindet sich auf der Piazza Cavour, was in der Szene von Amarcord deutlich zu sehen ist, die den Hintergrund für die Schneestürme gegen Gradisca und den Zauber der Landung des Pfaus bildet. Und dort war auch die Bar Commercio, und das Theater Galli, in dessen Foyer am 4. November 1993 die Trauerfeier stattfand, bei der sein Freund Sergio Zavoli seine Trauerrede hielt.

 

Von der Piazza Cavour kann man zum Castel Sismondo gehen, von Fellini als „die Festung, Francescas Gefängnis, damals voll von kleinen Dieben und Betrunkenen“ bezeichnet. Dort besucht er auf dem Platz davor den Zirkus und beobachtete am Tag die geliebten Zirkuskünstler.

Heute wird dieser Platz, Piazza Malatesta, zu Ehren Fellinis auch Piazza dei Sogni (dt. Platz der Träume) genannt. Auf diesem Platz befinden sich drei Hauptbereiche: der „Velo d’acqua“ und der „Circo della vita“, zu dem der von der Amarcord-Kampagne inspirierte Teil und die Beleuchtungen von Tonino Guerra hinzukommen. 

 

Der Bereich neben dem Theater Galli verwandelt sich in den „Circo della vita“, die Manege von 8 ½ mit einer großen runden Bank in der Mitte symbolisiert eine Hymne an das Leben und den Wunsch nach Beisammensein.

Von der Festung aus empfiehlt es sich, umzukehren und das andere Ende der Piazza Cavour zu erreichen, um die Via Gambalunga bis zum Ende zu gehen und den Palazzo Ceschina zu besichtigen, in dem der kleine Federico ab April 1926 lebte und der gegenüber der Schule Ferrari steht. Auf dem Rückweg zum Stadtzentrum sollte man einen Blick auf die Hausnummer 27 werfen, den Palazzo Gambalunga, in dem sich das Gymnasium befand und heute Sitz der renommierten, eleganten und großen Stadtbibliothek ist.

 

Parallel zur Via Gambalunga liegt die Via Angherà, in der sich an der Hausnummer 21 der Kindergarten von Fellini befand. 

Von der Via Gambalunga aus in Richtung Zentrum kommt man auf die Piazza Ferrari, wo in dem Teil der öffentlichen Gärten, der erhalten geblieben ist (ein Teil davon wurde dem Museum der römischen Domus, dem so genannten Chirurgenhaus, überlassen), die "Statue der Nackten" hervorsticht: das Denkmal für den Sieg, oder besser gesagt für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, das Anfang der 1920er Jahre errichtet und von König Viktor Emanuel III. eingeweiht wurde, das ihn so sehr träumen ließ. „Das ist das Siegesdenkmal... wir gingen jeden Tag dort hin... und ich träumt sogar nachts davon!“, erzählt die Stimme von Titta, Fellinis „Doppelgänger“ in Armacord.

 

Von hier aus kann man die Via Tempio Malatestiano einschlagen, die direkt vor dem Tempio Malatestiano endet, der Kathedrale von Rimini, die Fellini und seine Freunde häufig besuchten, „vor allem weil dort Mädchen waren“, wie sein Freund Benzi berichtet. 

Die nächste Anlaufstelle ist Piazza Giulio Cesare, heute Piazza Tre Martiri, weil dort, wie der Maestro schreibt, "die Nazis drei Menschen aus Rimini erhängt hatten". Dort, wo sich heute die Bar Turismo befindet, befand sich früher die Bar 'da Rossini', in der Federico mit der Gruppe Boccia zu spielen pflegte.

 

Zurück zur Piazza Cavour, den Corso d’Augusto entlang, kommt man am Palazzo Ripa mit der Hausnummer 63 vorbei, der heute die Hausnummer 115 trägt und eines der Häuser ist, in denen Fellini mit seiner Familie lebte, eigentlich "das erste Haus, an das ich mich wirklich erinnere", wie er schrieb. 

Auf dem dahinter liegenden Platz, der heute Tre Martiri heißt, befindet sich an der Hausnummer 62 der Palazzo Buonadrata aus dem 17. Jahrhundert (auch wenn die Fassade nach dem Erdbeben von 1786 erneuert wurde), heute Sitz der Fondazione Cassa di Risparmio di Rimini mit freskengeschmückten Räumen und Sälen, in denen Fellini das Gymnasium besuchte.

 

In der Via Clementini 9 zog die Familie im Frabruar 1929 ein. Dies ist das Haus, in dem Federico aufwuchs und das Haus in der Via Dante, auch hier scheint die Hausnummer 9 gewesen zu sein, ist das Haus, das die Familie später, ab April 1931, wählen würde. 

Von dieser Straße geht es weiter in die Via Oberdan, wo wir das Haus finden, in dem Federico bis zum Tod seiner Mutter lebte und das von 2001 bis 2009 sowohl die Stiftung als auch das Fellini-Museum beherbergte.


Heute hat das neue diffuse Museum sein neues Zuhause in drei Räumlichkeiten: Castel Sismondo, Palazzo del Fulgor und Piazza Malatesta.


Entnommen aus der Publikation “Amarcord a Rimini con Federico Fellini” (Amarcord in Rimini mit Federico Fellini).