Ort Talamello

Der Ort Talamello mit seinem historischen Zentrum lädt zu einem gemütlichen Spaziergang ein, bei dem man im Umkreis von wenigen hundert Metern viele Perlen entdecken kann.

Dazu gehören der Brunnen, der den Platz belebt, die Friedhofszelle, in der authentische Schätze aus dem 15. Jahrhundert aufbewahrt werden, und das prächtige Kruzifix der „Rimini-Schule“ aus dem 14. Jahrhundert.

Nicht zu übersehen ist das Theater Amintore Galli, benannt nach dem Vater der Arbeiterhymne, der hier 1845 geboren wurde, ein Lehrer, Kritiker und beliebter Komponist. Das Gebäude beherbergt heute die Pinakothek Gualtieri. Im Oktober findet hier das Kastanienfest des Marecchia-Tals statt; im November wird der Ort zur Hauptstadt des Fossa-Käses, mit einer Messe, die diesem schmackhaften Produkt gewidmet ist, das der Dichter Tonino Guerra als „Bernstein des Talamello“ bezeichnete.

Ein bisschen Geschichte

Talamello, das sich an den Monte Pincio anlehnt, der es schützt, gehörte der Familie Della Faggiola, die vom Papst belehnt wurde und dann mehrmals in den Besitz der Kirche und der Familie Malatesta zurückkehrte.

Im Jahr 1296 ereignete sich hier ein für diese Ländereien sehr seltenes Ereignis, das stets durch den Konflikt zwischen Malatesta und Montefeltro gekennzeichnet war. Der Ghibelline Maghinardo Pagani führte die Bevölkerung von Rimini und Montefeltro in den Kampf gegen das päpstliche Heer, und gemeinsam gelang es ihnen, Talamello zu erobern. Die Herrschaft war jedoch nur von kurzer Dauer, der Papst erlangte den Besitz zurück und dasselbe geschah nach der Exkommunikation von Sigismondo Pandolfo Malatesta, als er die Guidi di Bagno und die Malatesta di Sogliano belehnte.

Im Jahr 1490 wurde in den verschiedenen Mühlen von Talamello mit der Herstellung von Schießpulver begonnen, die im 20. Jahrh. eingestellt wurde. Von diesen Mühlen sind noch Reste erhalten, und sehr interessant sind die beiden achteckigen Depots aus dem 19. und 20. Jahrh. in Campiano.

Gespenster und Legenden

Der Bernstein, der den Gaumen verwöhnt

In den Gruben unter dem einstigen mittelalterlichen Kastell, von dem noch Türme und Mauern erhalten sind, reift der Bernstein.

In Wirklichkeit handelt es sich nicht um den wertvollen Stein von der Ostseeküste, sondern um einen Käse, den „Formaggio di Fossa“, dem der Dichter Tonino Guerra später den Beinamen „Ambra di Talamello“ („Bernstein von Talamello“) gab. Denn genau wie Bernstein bleibt er lange Zeit in den in den Sandstein gegrabenen Löchern, deren Ursprung ebenfalls ungewiss ist. Hier erfährt er eine völlig magische Verwandlung. Obwohl das Phänomen seit langem von vielen Seiten untersucht wird, gibt es immer noch viele Aspekte, die wissenschaftlich nicht erklärt werden können. Wie Dokumente aus dem 15. Jahrhundert belegen, wurde der Käse seit der römischen Antike in der Erde aufbewahrt, ohne dass er schimmelte; im Gegenteil, in seinem Inneren entwickelte er einen intensiven Geschmack und ein Aroma, das ihn von allen anderen Käseprodukten unterscheidet. Heute steht er in Restaurants auf der ganzen Welt auf dem Tisch, und Sterneköche haben Gerichte kreiert, die das Aroma und den Geschmack dieses bernsteinfarbenen, geheimnisvollen Käses hervorheben.

Eine Messe im November ist ihm gewidmet, wenn er nach drei Monaten der Grubenlagerung wieder ans Licht gebracht wird.