Die Brunnen von Tonino Guerra

Ein „diffuser“ Rundgang durch das Marecchia-Tal in Begleitung des Poeten der Brunnen.

 

Die Kreativität von Tonino Guerra ist magisch, seine Beziehung zum Land stark und sein Blick immer in die Zukunft, aber auch in die Vergangenheit gerichtet, auf schwebende Projekte und vergessene Früchte. 

Und dann gibt noch die Brunnen, die im Marecchia-Tal, in Montefeltro und an der Riviera Adriatica verstreut sind, bunt, munter und in Bewegung.

Sie sind alle aus Mosaik, Keramik, Glas und Schmiedeeisen und sind die Visitenkarte, die der Dichter in verschiedenen Städten hinterlassen hat, darunter Riccione, Santarcangelo, Poggio Berni, Torriana, Sant’Agata Feltria und Pennabilli.

Auf diesem Rundgang werden die Brunnen von Tonino Guerra zu den Protagonisten auf einer Entdeckungsreise zu einigen der schönsten Stellen der Riviera von Rimini, einem wahren Schatz zwischen Meer und Bergen, wo die Brunnen in einer harmonischen Mischung aus Farbe, Bewegung und Klang der rote Faden sind. 

 

Riccione

Wir starten am Meer, genauer gesagt in Riccione, wo der Brunnen „Bosco della Pioggia“ (Regenwald) den Piazzale Roma beherrscht, der vor allem eine Hommage an den Regen und die Kühle ist, die er mit sich bringt. Dieses Werk spielt auch auf den Fischfang und das Meer an, mit sechs großen Säulen aus geschichtetem Naturglas, die sieben Fischernetze halten, aus denen der Regen tropft und ein musikalisches Geräusch erzeugt.

„Wassertropfen, die die Gedanken benetzen“ so bezeichnete sie der Dichter.

 

Santarcangelo di Romagna

Santarcangelo ist die Geburtsstadt von Tonino Guerra und bietet ein umfangreiches und reichhaltiges Angebot, das von seinem Leben und seinem künstlerischen Genie zeugt.

Von der Piazza Ganganelli aus, wo er als Kind lebte, ging er zur Schule und spielte, wo immer Sie hingehen, werden Sie seinen poetischen Atem spüren, der konkret geworden ist.

Wir beginnen genau hier, auf der Piazza Ganganelli, wo der Brunnen „Fontana della Pigna“ (Tannenzapfenbrunnen) thront, die erste Begegnung mit seinen konkreten Gedichten, d. h. den Installationen, die aus seinen Ideen, Gedanken und Zeichnungen entstanden sind.

Der 1989 gebaute Brunnen war nicht mehr in Betrieb. Er wurde nach dem Entwurf von Tonino Guerra in seinen letzten Lebensmonaten vom Architekten Claudio Lazzarini und Rita Ronconi restauriert. Dabei wurde in der Mitte des Brunnens ein Tannenzapfen aus istrischem Stein eingefügt, ein traditionelles Symbol für Gastfreundschaft.

Die Idee gehört zu den schwebenden Projekten von Tonino Guerra, fünfzig Projekte zur Verschönerung des Marecchia-Tals, die in einer Publikation zusammengefasst sind.


„Die schwebenden Projekte sind Vorschläge zur Verschönerung einer Stadt, einer Landschaft. (...) das Wichtigste ist, dass sie bei den Menschen und vor allem bei den jungen Leuten im Gedächtnis bleiben. (...) es sind Spuren, die zu einem kollektiven Traum werden, nun, da alle Ideale gefallen sind und die jungen Leute gefährliche Wege beschreiten“. Tonino Guerra

 

Aber weitere Brunnen erwarten Sie im Stadtzentrum wie Il prato sommerso (Die überschwemmte Wiese) und I fiori di pietra (Die Steinblumen) auf dem Messeplatz.

Il prato sommerso besteht aus einem gewundenen Wasserspiegel mit einem Spritzteppich in der Mitte, auf dem vier Glasskulpturen des Künstlers Fausto Baldessarini positioniert sind; I Fiori di Pietra sind hingegen sieben Stiele aus Stein von denen das Wasser herabfließt und die Oberfläche umspült. Im Hintergrund die Mauern und die imposante Rocca Malatestiana.


„Es ist ein Teppich der Ruhe und wer ihm zuhört findet einen Moment der Meditation. Es ist, als ob das, was wir in uns tragen, auf die Erde kommt und so die Freuden und Ängste hervortreten. Es ist ein Spiegel der Seele, der zum Nachdenken über die eigenen Gedanken anregt und den Betrachter zu sich selbst führt.“ So beschreibt der Dichter diese Werke.

 

Poggio Torriana

Nach nur zehn Minuten Weg erreicht man von Santarcangelo die bewirtschafteten Hügel von Poggio Berni, die zu jeder Jahreszeit ein schönes Panorama bieten.

Hier auf der Piazza San Rocco steht der Brunnen Fontana della memoria (Brunnen der Erinnerung). Der von Tonino Guerra entworfene Brunnen stellt ein Meeresfossil dar, das an die erinnert, die im Fluss Marecchia gefunden wurden. Sie ist aus Montefeltro-Stein gefertigt und möchte auch an die Mühlsteine der vielen alten Mühlen erinnern, die die Geschichte dieser Gegend dokumentieren.

„Wir schenken dem Wasser unsere Immobilität, die aus Erinnerungen besteht“. Tonino Guerra


In Torriana hingegen, auf der Piazza S. Allende, die terrassenförmig in der Mitte des Dorfes angelegt ist, finden wir L’Albero dell’Acqua (Wasserbaum), den ersten Brunnen, den der Dichter Tonino Guerra für sein Marecchia-Tal entworfen hat, um dem Fluss Marecchia zu huldigen.

„Dieser Brunnen soll ein Abbild unseres Flusses (Marecchia) sein, der im Sommer seine Äste zwischen den Steinen abwirft und so zum Wasserbaum wird“. Tonino Guerra

 


Sant’Agata Feltria

Diese Reise zu den Brunnen von Tonino Guerra erreicht Sant’Agata Feltria und erstreckt sich entlang der Altstadt, wo wir auf eine wunderschöne Installation treffen.

La Fontana della Lumaca (Brunnen der Schnecke) - auch als La Chiocciola bekannt - trägt die charakteristischen Züge seiner Poesie: die Langsamkeit und die Spiralen des Lebens. Der mit Mosaiken aus dreitausend Steinen verzierte Brunnen ist ein kleines Juwel, das über einer Treppe zwischen Piazza Martiri d’Ungheria und dem höher gelegenen Teil der Ortschaft steht.

 


Pennabilli

Die letzte Etappe dieser Reise ist Pennabilli, das als Sitz des zweiten Museums, das Tonino Guerra gewidmet ist, besondere Erwähnung verdient. Genau hier wurden im Giardino dei frutti dimenticati (Garten der vergessenen Früchte) die meisten vom Maestro erdachten schwebenden Projekte verwirklicht.

„La Voce della foglia“ (Die Stimme des Blattes), manifestiert sich als ein Brunnen, aus dem das Wasser wie Lymphe aus einem drei Meter hohen Holzblatt sprudelt, um auf den runden Stein einer alten Mühle zu fallen und danach von weißen Flusssteinen aufgefangen zu werden.

Poesie in der Poesie, schrieb Tonino Guerra über dieses Werk: „Im Herbst ist das Geräusch eines fallenden Blattes ohrenbetäubend, denn mit ihm geht ein ganzes Jahr zu Ende“.